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Luftqualität

Luftqualität & psychische Gesundheit: Zusammenhänge und Lösungsansätze

Die Qualität der Atemluft wirkt sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus: sowohl physisch als auch psychisch. Wir schauen uns an, wie Luftverschmutzung die psychische Gesundheit beeinflussen kann, den Forschungsstand und welche Maßnahmen helfen, Luftverschmutzung zu reduzieren.

Autor:

Undine Jaehne

Datum:

8.2.2024

1. Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und psychischer Gesundheit: Der Einfluss von Luftschadstoffen auf das Gehirn

Studien, etwa der Harvard T.H. Chan School of Public Health oder der University of Chicago, bringen eine langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von psychischen Erkrankungen und Gesundheitsproblemen in Verbindung. Als verantwortliche Luftschadstoffe werden insbesondere Feinstaub (PM₂,₅) und Stickstoffdioxid (NO₂) genannt, die gehäuft Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen verstärken können. Auf die Ergebnisse der Studien gehen wir später genauer ein.

Luftqualität & deren Auswirkungen auf psychische Erkrankungen

Es finden sich Hinweise darauf, dass Luftverschmutzung neurologische Entzündungen und oxidative Stressreaktionen im Gehirn verursachen kann, was wiederum mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen verbunden ist. Daher nehmen Forschende an, dass Luftschadstoffe auch das Risiko für Demenz sowie andere neurodegenerative Erkrankungen erhöhen könnten.

Verstärkung von Depressionen & Angstzuständen durch eine mindere Luftqualität

Luftschadstoffe in der Raumluft können den Schlaf beeinträchtigen. Schlechter Schlaf verhindert die Regulation verschiedener neurobiologischer Prozesse: z. B. die Konsolidierung von Gedächtnisinhalten, die Entgiftung des Gehirns von schädlichen Stoffwechselprodukten oder die emotionale Stabilität sowie Widerstandsfähigkeit. Eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol droht, die eine erhöhte Reizbarkeit, emotionale Labilität und eine verminderte Fähigkeit zur Emotionsregulation sowie ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Angstzustände auslösen kann. Körperliche Symptome einer Depression können sich u. a. durch anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Reizbarkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme zeigen oder gar im Suizid gipfeln.

Beispielstudien zum Zusammenhang von Luftschadstoffen & psychischer Gesundheit

Laut einer Studie der Harvard T.H. Chan School of Public Health gibt es einen Zusammenhang zwischen höheren Feinstaubwerten und einem erhöhten Risiko für Depressionen sowie Suizid. So eruierten die Forschenden ein um 6 bis 15 Prozent höheres Risiko für Depressionen bei Menschen, die in Gebieten mit höherer Luftverschmutzung leben im Vergleich zu denjenigen, die in weniger verschmutzten Gebieten lebten.

Forscher der University of Chicago assoziierten in ihrer Studie zudem eine Kausalität zwischen einer vermehrten Luftverschmutzung, insbesondere durch erhöhte Feinstaubwerte, und einem größeren Risiko für bipolare Störungen sowie Depressionen.

In einer groß angelegten Meta-Analyse wurden 25 Studien aus verschiedenen Ländern untersucht. Mit dem Ergebnis: Höhere Expositionen gegenüber Luftverschmutzung erhöhen das Risiko für Angststörungen. Dabei zeigten die Daten, dass die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die psychische Gesundheit über verschiedene Bevölkerungsgruppen und Regionen hinweg konsistent waren.

2. Konkrete Luftschadstoffe & ihre Auswirkungen

Feinstaub

Feinstaub, auch als Partikelmaterie oder PM (von "Particulate Matter") bezeichnet, besteht aus kleinen, in der Luft schwebenden Partikeln unterschiedlicher Größe und Herkunft. Diese Partikel können sowohl fest als auch flüssig sein. Abhängig von seiner Partikelgröße wird Feinstaub in verschiedene Kategorien unterteilt. Wobei die tiefgestellte Zahl den Durchmesser des Partikels beschreibt. PM₁₀ besitzt eine Partikelgröße von 10 Mikrometern oder kleiner. Diese Partikel sind klein genug, um eingeatmet zu werden, können jedoch auch größere Partikel umfassen, die durch Nase oder Mund gefiltert werden können. Feinstaub mit einer Größe von 2,5 sind besonders besorgniserregend, da sie tief in die Atemwege eindringen und sogar in den Blutkreislauf gelangen können.

Herkunft & Verbreitung

Feinstaub stammt aus verschiedenen Quellen: sowohl natürlichen als auch anthropogenen (menschlichen) Ursprungs. Dabei entsteht der Staub bei:

  • Verbrennungsprozesse: wie Kohle, Öl, Diesel und andere fossile Brennstoffe in Kraftwerken, Industrieanlagen, Heizungen und Fahrzeugen
  • Industrieemissionen: Industrielle Prozesse, insbesondere in Branchen wie Metallverarbeitung, Bergbau, Bauwesen und Chemie
  • Verkehrsemissionen: Abgase von Fahrzeugen, Abrieb von Reifen und Bremsen 
  • Bauarbeiten
  • landwirtschaftliche Aktivitäten: Pflügen, Ernten und andere landwirtschaftliche Praktiken, Düngemittel, Pestizide
  • natürliche Quellen: Waldbrände, Vulkanausbrüche, Staubstürme
Schornsteine mit Rauchschwaden
Luftschadstoffe belasten die Luftqualität

Gesundheitliche Auswirkungen auf das Gehirn

  • Neuroinflammation: Feinstaub kann zu Entzündungen im Gehirn führen. Studien deuten darauf hin, dass die Inhalation von PM₂,₅ zu einer Aktivierung des Immunsystems im Gehirn führen kann, was zu chronischer Neuroinflammation beiträgt. Dies wiederum wird mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen in Verbindung gebracht.
  • Oxidativer Stress: Feinstaub kann oxidativen Stress im Gehirn verursachen, indem es die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies fördert. Oxidativer Stress kann die Zellen schädigen und wird mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson in Verbindung gebracht.
  • Durchblutungsstörungen: Eine Feinstaub-Belastung kann die Funktion der Blutgefäße beeinträchtigen und zu Durchblutungsstörungen im Gehirn führen. Dies könnte das Risiko für Schlaganfälle und andere vaskuläre Erkrankungen erhöhen.
  • Beeinträchtigung der kognitiven Funktion: Studien haben gezeigt, dass hohe Feinstaubkonzentrationen mit kognitiven Beeinträchtigungen und einem beschleunigten Abbau kognitiver Funktionen im Zusammenhang stehen können. Dies betrifft insbesondere ältere Menschen.
  • Erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen: Es gibt wachsende Beweise dafür, dass langfristig erhöhte Feinstaub-Werte das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson erhöhen können.
  • Entwicklung von psychiatrischen Erkrankungen: Einige Studien deuten darauf hin, dass Feinstaub auch mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände verbunden sein kann.

Stickoxide

Stickoxide (NOx) sind eine Gruppe von gasförmigen Verbindungen, die Stickstoff und Sauerstoff enthalten. Die beiden Hauptarten von Stickoxiden sind Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO₂).

Quellen & Verbreitung

Diese Verbindungen entstehen oft bei Verbrennungsprozessen, vorwiegend in Fahrzeugmotoren und industriellen Anlagen, Kraftwerken und Heizungen, die fossile Brennstoffe wie Benzin, Diesel, Kohle oder Erdgas verbrennen. In der Landwirtschaft tragen Stickstoffdünger und bestimmte landwirtschaftliche Praktiken zu Stickstoffoxidemissionen bei. Auch natürliche Prozesse wie Blitzentladungen können Stickstoffoxid in die Atmosphäre abgeben.

Stickoxide können in der Atmosphäre chemische Reaktionen eingehen und sich in verschiedene Verbindungen umwandeln, darunter auch in Partikel, die zur Bildung von Feinstaub beitragen können. Darüber hinaus spielen Stickoxide eine Rolle bei der Bildung von bodennahem Ozon, einem Luftschadstoff, der ebenfalls gesundheitliche Auswirkungen haben kann.

Beziehung zu psychischen Erkrankungen

Einige psychische Gesundheitsprobleme, die in Verbindung mit erhöhten Stickoxidkonzentrationen stehen könnten, sind:

  • Depression & Angst: Einige Studien weisen darauf hin, dass eine langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung, einschließlich Stickoxiden, mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angstzustände verbunden sein könnte. Die genauen Mechanismen, durch die Luftverschmutzung psychische Gesundheitsprobleme beeinflussen könnte, sind jedoch komplex und können Neuroinflammation, oxidativen Stress und andere Faktoren umfassen.
  • Schlafstörungen: Stickoxide können den Schlaf beeinträchtigen. Schlafstörungen wiederum können mit verschiedenen psychischen Gesundheitsproblemen, einschließlich Depressionen und Angstzuständen, einhergehen.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Es gibt einige Hinweise darauf, dass hohe Konzentrationen von Stickoxiden, mit kognitiven Beeinträchtigungen und einem schnelleren Abbau kognitiver Funktionen in Verbindung stehen können. Dies könnte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, insbesondere bei älteren Menschen.

3. Präventive Maßnahmen & Lösungsansätze

Sie können die Luftqualität in Innenräumen durch verschiedene Maßnahmen verbessern, um Folgen für Ihre körperliche und mentale Gesundheit zu vermeiden. Eine gesunde Raumluft kann dazu beitragen, eine gesunde Psyche und körperliches Wohlbefinden beizubehalten. Wir empfehlen Ihnen folgende präventive Maßnahmen und Lösungsansätze, um gegen Luftverschmutzung in der Wohnung vorzugehen:

  • Belüftung: Regelmäßiges Lüften ist entscheidend, um frische Luft in die Wohnung zu bringen und Schadstoffe zu reduzieren. Öffnen Sie Fenster und Türen, insbesondere wenn Sie kochen, sich viele Menschen im Raum aufhalten, Sie putzen oder Reinigungsprodukte verwenden.
  • Luftreiniger: Die Verwendung von Luftreinigern kann dazu beitragen, Schadstoffe aus der Luft zu filtern. Achten Sie darauf, dass der Luftreiniger für die spezifischen Schadstoffe ausgelegt ist, die Sie reduzieren möchten.
  • Verwendung von umweltfreundlichen Reinigungsprodukten: Viele herkömmliche Reinigungsprodukte enthalten Flüchtige Organische Verbindungen (VOCs), die die Luftqualität beeinträchtigen können. Verwenden Sie stattdessen umweltfreundliche Reinigungsprodukte oder selbstgemachte Reinigungslösungen (z. B. Essigwasser)
  • Weniger Einsatz von Duftstoffen: Duftstoffe in Kerzen, Lufterfrischern und Reinigungsprodukten können ebenfalls VOCs freisetzen. Verwenden Sie daher Produkte mit natürlichen Duftstoffen oder verzichten Sie ganz darauf.
  • Kontrolle der Feuchtigkeit: Eine angemessene Luftfeuchtigkeit (idealerweise zwischen 30 % und 50 %) kann das Wachstum von Schimmel reduzieren. Verwenden Sie Entfeuchter, wenn notwendig und reparieren Sie Leckagen, um Feuchtigkeitsprobleme zu beheben.
  • Umweltfreundliche Baustoffe: Bei Renovierungen oder Neubauten sollten Sie umweltfreundliche Baustoffe bevorzugen, um die Freisetzung von Schadstoffen aus Möbeln, Farben und Bodenbelägen zu minimieren.
  • Regelmäßige Reinigung: Regelmäßiges Staubsaugen und Wischen trägt dazu bei, Schadstoffe und Allergene zu entfernen. Verwenden Sie dabei einen Staubsauger mit einem HEPA-Filter.
  • Pflanzen: Zimmerpflanzen können dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern, indem sie bestimmte Schadstoffe filtern. Beliebte luftreinigende Pflanzen sind zum Beispiel die Grünlilie, Bogenhanf und der Efeu.
Grünpflanzen in weißen Übertopfen
Grünpflanzen können die Luftqualität verbessern

Um die Luftqualität genau einschätzen zu können, ist es ratsam, diese konstant zu überprüfen. Mit einem Luftmessgerät wie dem air-Q stellen Sie Luftverschmutzungen fest und können auf diese reagieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Forschung zu diesem Thema weiterhin im Gange ist und dass Luftverschmutzung nur einer von vielen Faktoren ist, der die psychische Gesundheit beeinflussen kann. Weitere Faktoren sind genetische Veranlagung, soziale Gefüge, Lebensstil, Traumata und individuelle Resilienz. Dennoch deuten die vorliegenden Erkenntnisse darauf hin, dass Luftverschmutzung und psychische Probleme in Zusammenhang stehen können. Daher könnte eine Reduzierung der Luftverschmutzung eine gute Grundlage darstellen, um das Risiko für mentale Probleme zu reduzieren. 

Aber Achtung: Unsere empfohlenen Maßnahmen sind präventive Vorschläge! Bitte suchen Sie sich ärztliche Hilfe, wenn Sie bereits mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.

Referenzen
Luftqualität & psychische Gesundheit: Zusammenhänge und Lösungsansätze
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